Sehtest für Kinder: Informationen und Ablauf des Tests

Sehfehler bei Kindern werden oft spät erkannt. Das hat Folgen: Ein schlechtes Sehvermögen beeinträchtigt die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern regelmäßig die Sehfähigkeit ihres Nachwuchses testen lassen.

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Wann sollten Kinder zum Sehtest?

Etwa jedes zehnte Kind in Deutschland sieht schlecht. Das Problem: Ein Kind merkt selbst nicht, dass es schlecht sieht. Ihm fehlt schlichtweg der Vergleich, wie die Welt „richtig“ aussehen müsste. Deshalb bleiben etwa zwei Drittel der Sehfehler bei Kindern lange unentdeckt. Eltern sollten daher die U-Vorsorgeuntersuchungen für ihre Kinder unbedingt nutzen. Im Rahmen der U7 (mit ca. zwei Jahren) und der U9 (mit ca. fünf Jahren) prüft der Kinderarzt nicht nur die körperliche Entwicklung, sondern auch die Augen mithilfe von Sehtafeln. Experten empfehlen zudem, die Augen von Kindern spätestens bis zum dritten Lebensjahr von einem Augenarzt prüfen zu lassen. Sind in der Familie Sehprobleme oder starke Fehlsichtigkeiten bekannt, bereits ab dem sechsten Lebensmonat bis spätestens zum zweiten Lebensjahr. 

Nachfolgend erklären wir, worauf es in den verschiedenen Altersstufen ankommt und wie sich Sehprobleme bei Kindern bemerkbar machen können:


 

 

Kindersehtest: Inhalte und Ablauf

Kinderaugen lassen sich nicht auf dieselbe Weise untersuchen wie die von Erwachsenen. Da kleine Kinder ihre Seheindrücke noch nicht so gut artikulieren können, werden Sehtests für sie spielerischer gestaltet oder funktionieren ganz ohne ihre aktive Mitarbeit. Unter anderem werden diese wichtigen Punkte beim Sehtest überprüft:
 

1. Sehschärfe

Eine erste Sehschärfenmessung kann oft mit dem Autorefraktometer erfolgen. Es misst über Infrarotstrahlen den Brechwert der Augen. Dieser Wert ist objektiv – das Kind muss also nichts machen, es schaut nur in das Gerät. Die objektiv gemessenen Werte werden mit visuellen Tests präzisiert. Auf Sehtafeln werden dem Kind statt Buchstaben altersgerechte Symbole wie Kreis, Haus, Apfel oder auch Ringe gezeigt. Durch das Zeigen der Symbole oder die subjektiven Aussagen des Kindes werden die optimalen Sehwerte bestimmt. Zum Einsatz kann außerdem die sogenannte Schattenprobe (Skiaskopie) kommen. Der Arzt verabreicht dafür Tropfen, welche die Pupille erweitern. Er durchleuchtet dann die Pupille und prüft, wie das Licht von der Netzhaut zurückgeworfen wird. 

2. Schielen und Schwachsichtigkeit

Eine Fehlstellung der Augen wird mit einem Durchleuchtungstest ermittelt. Der Kinder- oder Augenarzt durchleuchtet dafür beide Augen mit einem sogenannten Ophthalmoskop. Dessen Licht fällt auf den Augenhintergrund und wird reflektiert. Ist die Reflektion beider Augen unterschiedlich, kann dies ein Hinweis auf Sehprobleme wie zum Beispiel Schielen und Schwachsichtigkeit sein. Ein weiteres Testverfahren ist der Abdecktest, bei dem die Augen abwechselnd zugedeckt werden. Der Arzt prüft, ob sie sich beim Aufdecken wieder korrekt einstellen. 

3. Räumliches Sehen

Um das räumliche Sehen von Kindern zu prüfen, nutzen Ärzte meist eine postkartengroße Testtafel. Auf dieser bilden viele schwarze Punkte dreidimensionale Objekte, zum Beispiel einen Stern, ein Auto oder einen Elefanten. Die Kinder sollen diese Figuren aus etwa 40 Zentimeter Entfernung erkennen und benennen oder darauf zeigen. Auch anhand ihrer Augenbewegungen kann der Profi sehen, ob sie die 3D-Bilder erkennen oder nicht. 

4. Farbsehen

Der typische Farbsehtest für Erwachsene wird mit Farbtafeln durchgeführt, auf denen Kreise in unterschiedlichen Farbnuancen und Größen angeordnet sind. Menschen mit normalem Farbensehen erkennen darauf Zahlen. Bei älteren Kindern kommen diese Sehtafeln für den Farbsehtest ebenfalls zum Einsatz. Für kleinere Kinder nutzt der Augenarzt eine kindgerechte Variante mit Linien statt Zahlen, die die kleinen Probanden nachzeichnen sollen. So lässt sich gut erkennen, ob zum Beispiel eine Rot-Grün-Farbsehschwäche vorliegt.

 

Häufige Fehlsichtigkeiten bei Kindern

 

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